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24. November 2002 - 16. März 2003
Eröffnung: So, 24. November 2002, 11 Uhr

Schiffe im Eismeer-
Gerhard Mercator
und die moderne Arktisforschung

Große Jubiläumsausstellung


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Abenteuerliche Erkundungsfahrten in den unbekannten hohen Norden gab es bereits in der Antike. Immer wieder versuchten Wagemutige in Kälte, Finsternis und völlige Ungewissheit vorzudringen. Erste glaubwürdige Nachrichten hinterließ der griechische Astronom und Geograf Pytheas von Massilia, der im 4. Jahrhundert vor Christus von Britannien aus sechs Tage lang nach Norden segelte und dann auf erstarrtes Meer und Land traf. Ungezählt sind die oft dramatischen Entdeckungsreisen, die ab dem Ende des 15. Jahrhunderts zur Auffindung der Nordpassagen dienen sollten. Zu dieser Zeit hielten Spanien und Portugal die südlichen Wasserstraßen zu den Schätzen des Fernen Ostens besetzt. Engländer und Holländer versuchten daraufhin über den Norden entlang der Küsten Amerikas und Asiens, die begehrten Luxusgüter wie Gewürze und Seide aus Kathay und Indien zu erreichen. Wegweisend für die Reisen ins Eismeer war der bedeutendste Kartograf des 16. Jahrhunderts, Gerhard Mercator. Seine Weltkarte von 1569 in "Mercatorprojektion" war bahnbrechend für die exakte Navigation auf den Weltmeeren. Auch heute noch sind alle Seekarten in Mercatorprojektion gefertigt. Die Weltkarte von 1569 zeigt die erste separate Abbildung des Nordpolgebietes in der Kartografiegeschichte. Auch der erste Atlas der Welt, gedruckt 1595 in Duisburg, enthält diese berühmte Karte. Nach Mercator sind Amerika und Asien durch die Anian-Straße getrennt.

Diese Vorstellung brachte den Durchbruch für die Annahme einer Nordpassage, in östlicher wie auch in westlicher Richtung. Denn strittig war zu dieser Zeit noch, ob Amerika und Asien überhaupt voneinander getrennt seien. Viele Gelehrte, Kartografen und auch Kaiser Karl V. glaubten an eine zusammenhängende Landmasse. Heroische Leistungen wurden von namhaften Expeditionsleitern wie Barentsz, Ross, Franklin, Bering, Nansen u. v. a. und ihren Mannschaften vollbracht, oft unter heute unvorstellbaren Strapazen. Die Erforschung der Arktis kostete ungezählten Menschen das Leben, einer von ihnen war Willem Barentsz. Barentsz und die Besatzung des Schiffes "Behouden Huys" waren die ersten Europäer, die in der Arktis überwinterten. An der Nordostküste von Novaja Semlja bauten sie sich im Winter 1596/1597 aus Teilen ihres havarierten Schiffes eine Unterkunft. Auf der Rückreise im Juni 1597 starb Willem Barentsz an Skorbut. Die Überlebenden wurden von einen holländischen Handelsschiff gerettet.

Das wohl bekannteste Beispiel für den dramatischen Untergang einer Expedition in den hohen Norden ist das Schicksal von John Franklin und seiner Mannschaft. Sir John Franklin brach 1845 zu seiner dritten Expedition in die Arktis auf. Seine Schiffe "Erebus" und "Terror" waren eistauglich, sie erhielten außerdem Heißwasserheizungen, Entsalzungsanlagen und dampfbetriebene Schiffsschrauben. Proviant und Heizmaterial für drei Jahre war an Bord, darunter auch 8000 Konservendosen mit eingekochtem Fleisch. Noch nie war eine derart gut ausgerüstete Expedition in die Arktis aufgebrochen, trotzdem verschwanden alle Beteiligten spurlos und unerklärlich. Ab 1848 begannen zahlreiche Expeditionen mit Suchaktionen, die insgesamt zehn Jahre dauern sollten. Einige Gegenstände und auch sterbliche Überreste von Expeditionsteilnehmern wurden entdeckt. Die Ursache der Katastrophe konnte aber erst in den 1980er Jahren geklärt werden: Die Bleiversiegelung der Konservendosen wurde zum Schicksal der Expeditionsteilnehmer.

Die frühen Entdecker der Arktis schufen durch ihre entbehrungsreichen und oft tragischen Fahrten die Grundlage der heutigen modernen geowissenschaftlichen Forschungen im Arktisgebiet. Auch Deutschland beteiligt sich an den heute in internationaler Zusammenarbeit stattfindenden Forschungsarbeiten. Die Stiftung Alfred Wegener-Institut Bremerhaven betreibt auf Spitzbergen die ganzjährig besetzte Koldewey-Forschungsstation mit dem Schwerpunkt der Stratosphärenmessungen zur Klimarekonstruktion und den Untersuchungen zur Lebenswelt der arktischen Tiefsee. Wichtigstes Hilfsmittel zur Erkundung der Arktis ist heute das eisbrechende Forschungsschiff "Polarstern". Zahlreiche persönliche Gegenstände von Expeditionsteilnehmern, Navigationsinstrumente, seltene historische Landkarten, moderne Arktis-Ausrüstung und andere Leihgaben aus dem Aus- und Inland sind exklusiv in dieser eigens für Duisburg zusammengestellten Ausstellung zu sehen.